In den letzten Jahrzehnten hat sich die Struktur unseres Dorfes stark gewandelt. Das bringt auch die Gefahr mit sich, daß alte Sitten und Gebräuche mehr und mehr in Vergessenheit geraten. Deshalb sollten sie hier für die Nachwelt aufgezeichnet werden:
Kirchweih:
Alljährlich am 6. September Wochende wird dieses Fest seit mehr als 100 Jahren in Goddelau gefeiert. Schon Wochen vorher kommen die jungen Burschen zur Beratung zusammen und wählen aus ihrer
Mitte den “Kerwevatter”.
Acht Tage vor der “Kerb” wird eine schöne Tanne unter Gesang und Musik aus dem Wald geholt und zum Zimmermann gebracht, der sie auf einem langen “Masten” befestigt. Am Vorabend der “Kerb”, genau
um 24 Uhr, zogen früher die Kerweburschen mit der Kapelle hinaus, um die “Kerb” auszugraben. Frauen durften nicht dabei sein. Auf einem Schubkarren wurde ein Faß Bier mitgenommen. Früher soll die
Kerb in Form einer Weinflasche ausgegraben worden sein. Nach dem 1. Weltkrieg verlegte man das Abholen auf 20 Uhr, damit die Frauen dabei sein konnten.
Schließlich wird der Kerwebaum der “Kerwemai”, unter Anteilnahme von jung und alt beim Zimmermann abgeholt und vor der Kerwewirtschaft aufgestellt. Dabei hält der “Kerwevatter” seine mit Spannung
erwartete “Kerweredd”, wobei er in spaßiger und gereimter Form auf die Dorfereignisse des vergangenen Jahres eingeht. Festlich geschmückt und beleuchtet ragt danach das Zeichen des Dorffestes
hoch über allen Häusern. In allen Wirtschaften herrscht bereits an diesem Abend echte Kerwestimmung.
Am Kerwesonntag spielt die Musikkapelle, oft frühere Militärmusiker unter dem bekannten Musikmeister Weber, in der Kirche. Nach 1918 wurde dabei auch der Gefallen mit dem
Trauermarsch von Chopin gedacht. Nachdem noch zwei feierliche Choräle unter der “Luthereiche” gespielt worden sind, stellt man sich zum Kerwe-Umzug auf. Voraus geht der Fahnenträger (früher auch
Kerwemerkel “Galljeboos”). Ihm folgte die Kapelle zu Fuß (Kapellmeister Weber ritt oft auf dem Schimmel von Pfarrer Fischer, der auf keiner Kerb fehlte und einen Ehrenplatz im Tanzsaal hatte).
Hoch zu Roß schließen sich die Kerweburschen an. Auch einige Festwagen mit lustigen Darstellungen des Dorfgeschehens pflegten nicht zu fehlen. An den Straßenkreuzungen hält der Zug, und einer der
Kerweburschen, geschmückt mit Schärpe und Strauß, hält vom Pferd herunter die “Kerweredd”. Dabei werden stets die Mädchen ermahnt, treu zu ihren Burschen zu halten. Auch werden Speise und
Getränke des Kerwewirts gelobt.
Einer der größten Kerweumzüge war 1907, als man die 300. Kirchweih feierte. Die meisten Kerweburschen gab es gleich nach dem 2. Weltkrieg, als die Soldaten, die während des
Krieges keine “Kerb” feiern konnten, alles nachzuholen trachteten. Obwohl es an Wein fehlte und das Bier nur sehr dünn war, war die Stimmung sehr ausgelassen. Der in langen Nächten selbst
gebraute Zuckerrübenschnaps wurde in Taschen und unter Tisch versteckt gehalten, mundete deshalb aber doppelt so gut. Die alten Tänze (Walzer, Schottisch, Dreher und “Schnicker”) sind seit Jahren
schon zum Leidwesen der älteren Generationen fast ganz von den modernen Tänzen abgelöst worden.
Der Kerwemontag gehört ausschließlich den Einheimischen. Zum Frühschoppen trifft sich jung und alt. Es wird viel gegessen und getrunken sowie in den “höchsten Tönen” gesungen.
Auch die Kerwemusik wird sehr strapaziert. Ab 16 Uhr wird am Kerwemontag wieder das Tanzbein geschwungen.
Den Kerwedienstag lassen sich die Kerweburschen nicht nehmen. Acht Tage nach der “Kerb” wird die “Nachkerb” gefeiert und bis zum Montagmorgen hinein getanzt. Dann begraben die
Kerweburschen unter großer Trauer die Kerb draußen vor dem Dorf. Erst nach einigen Wochen wird auch der stolze Kerwebaum umgelegt und die Kerb endgültig “abgesoffen”. Übers Jahr aber singt man
wieder froh und zuversichtlich “Die Goller Kerb is do, was sinn die Leit so froh!”